Um es kurz zu machen: Es kommt drauf an. Wie immer. Ich habe die ersten 1,5 Jahre ohne gearbeitet und das hat gut funktioniert. Doch wer einmal in den Genuss einer Presse gekommen ist, will vermutlich auch nicht mehr darauf verzichten. So viel ist sicher: Man braucht keine Presse, um gute Abzüge seiner Linoldruck-Platte zu erhalten! Es ist nur mit mehr Aufwand verbunden, hauptsächlich Kraftaufwand.
Die Alternativen
Aber zunächst möchte ich die Alternativen zu einer Druckpresse aufzeigen. Sehr nützlich sind Handreiber, im englischen „Baren“ genannt. Es gibt viele verschiedene Variationen, der klassische Bambus Handreiber ist das traditionelle Werkzeug im japanischen Holzdruck und funktioniert auch für Linoldruck sehr gut. Er hat eine Art Griff, an dem man ihn greifen und in kreisenden Bewegungen über das Papier reiben kann. Einzig darauf würde ich mich aber nicht verlassen – ich nutze ihn zum „ersten Andrücken“ des Papiers auf den Linolblock. Die andere Variante von Speedball hat ein hart gepolstertes Kissen. Dieses gleitet sehr schön über das Papier, ohne es zu beschädigen.
Beliebt: Der Holzlöffel
Unverzichtbar jedoch ist der Holzlöffel. Ob auch Metall geht, fragst du dich vielleicht? Im Grunde ja, jedoch kann das Metall ganz schön warm werden, je nachdem, wie lange und beständig man über das Papier reibt! Mein Holzlöffel war einmal Teil eines Salatbestecks, ein Kochlöffel tut es auch, er sollte jedoch keine raue Oberfläche haben, um das Papier zu schützen. Mit der Zeit werden die Stellen, die der Reibung über das Papier ausgesetzt sind, poliert und glänzend. Das hat keinerlei Nachteile.
Mit dem Löffel fährt man – ebenfalls in kleinen kreisenden Bewegungen – die Fläche des Motivs ab. Damit das gelingt, muss das Papier AUF den Block gelegt werden – und nicht, wie man es häufig beim Stempeln macht, Block auf Papier.
Eine weitere Möglichkeit sind „Andruckwalzen“ – diese sehen den Farbwalzen teilweise sehr ähnlich und können auch als Farbwalze genutzt werden. Meine persönliche Präferenz sind die nicht, da ohnehin mit einem Holzlöffel nachgearbeitet werden muss. Den nötigen Druck kann man mit diesen allein nicht aufbauen. Außerdem finde ich diese weniger handlich und benutzerfreundlich.
Die Handdruckpresse
Kommen wir nun zu der Druckpresse. Auch hier gibt es viele verschiedene Modelle in vielen verschiedenen Preisklassen. Ich beschränke mich hier auf die Handdruckpresse, die ich 2020 von Jan, bekannt als Woodzilla, gekauft habe. Gekostet hat diese 300 Euro plus Versand aus den Niederlanden, die Farbe konnte ich mir aus einer RAL-Tabelle aussuchen. Sie hat die Größe A3, bedeutet, ein A3 Papier lässt sich damit wunderbar bedrucken, alles kleiner A3 natürlich ebenfalls. Geliefert wurde sie mit einer Filzmatte, die den Druck gleichmäßig auf die gesamte Fläche verteilt.
Wer viel und gerne druckt, sollte sich wirklich überlegen, diese Investition zu tätigen, ich habe es nie bereut. Mein erster Druck damit war eine Offenbarung! Denn das Druckergebnis war so gleichmäßig und vergleichsweise einfach erzeugt, dass ich es kaum glauben konnte. Es ist nämlich so, dass das Drucken per Hand wunderbar gelingt, einem aber auch mehr Geduld und Kraft abverlangt. Du wirst über mehrere Minuten eine leicht gebückte Haltung einnehmen, um möglichst nah an dem zu sein, was du da tust. Jedenfalls machte ich das intuitiv so. Das geht wirklich auf den Rücken! Ein hoher Arbeitstisch kann schon Abhilfe schaffen, jedoch hat dies vermutlich nicht jeder zu Hause.
Hier geht’s zum Etsy Shop von Jan, aka Woodzilla!Woodzilla Presse
Fazit
Mein Rat für angehende Linoldrucker ist daher: lernt das Hobby erst mal lieben, ehe ihr euch eine Presse kauft. Und sobald ihr so weit seid und es euch leisten könnt, tut es! Ihr werdet es nicht bereuen.
Was ihr als Linoldruck Anfänger noch brauchen werdet, erfahrt ihr in diesem Artikel: Linoldruck Werkzeuge für Anfänger
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